Aus aktuellem Anlass heute einige Beoachtungen Geldangelegenheiten und Bibliotheksadministration. Da mir durchaus bewusst ist, dass das keine besonders spannenden oder nicht für alle interessanten Themen sind, kann dieser Eintrag auch gerne übersprungen werden.
Auch wenn man über Geld nicht sprechen soll: Nachdem ich mich am Beginn des letzten Jahres bei der dänischen Bildungsagentur CIRIUS für ein Stipendium für meinen Dänemark-Aufenthalt beworben habe, habe ich ein Zertifikat erhalten, dass mir ab 1.1. 2009 monatliche Zahlungen zusichert. Da ich bei der Bewerbung auch Kontodaten angeben musste, habe ich angenommen, dass Geld würde automatisch überwiesen. Doch seit ich hier bin, habe ich alle paar Tage meinen Kontostand überprüft und nichts gefunden. Daher bin ich letzte Woche dezent nervös geworden, habe im Internationalen Sekretariat um Rat gefragt und bin an das "Account Office" verwiesen worden. Heute, mit Zertifikat, Uni-Acceptance-Letter, Pass, eben allem, was man von mir verlangen könnte, um mich auszuweisen, bewaffnet, habe ich, etwas abgelegen vom Campus, das Account Office gesucht. Bin dort bei der Tür hereingekommen, zu einem Infoschalter, habe mein Zertifikat vorgewiesen und umständlich versucht zu erklären, wer ich bin, was ich will. Die freundliche Dame am Info-Schalter hat daraufhin einen Stapel mit CIRIUS-Anmeldungen unter ihrem Tisch hervorgeholt, mich einen Empfangszettel unterschreiben lassen und mir Bargeld in die Hand gezählt. Auf meine verwirrte Nachfrage, warum sie denn meine Kontodaten gebraucht hätten, wie das in Zukunft funktionieren würde,... Habe ich erfahren, dass ich aus irgendeinem Grund nicht verständigt wurde, da dies das übliche Prozedere ist, da die Bankgebühren - inner-EU aber verschiedene Währungen - so hoch sind und sie mir nichts von meinem Geld vorenthalten wollen. Da ich noch keinen guten Grund erkannt habe, warum ich ein dänisches Konto eröffnen sollte, werde ich nun also jeden Monat zum Account Office laufen, mich unwohl fühlen, weil ich so viel Geld mit mir herumtrage und es dann, hm, an einem sicheren Ort verwahren?
Im Verlauf des Tages habe ich auch versucht, mich in der Uni-Hauptbibliothek und den für mich zuständigen Institutsbibliotheken zurecht zu finden und einige Unterschiede zu Wien entdeckt. Ausdrucken kann man hier über ein Konto, dass man am Automaten mit Bargeld auffüllt - in der Bibliothek stehen Computer zur Verfügung, von denen man Daten an die Drucker verschickt, wo man dann nach Eingabe des Codes auswählen kann, was man drucken oder kopieren will. In den Institutsbibliotheken funktioniert es ähnlich, nur dass man hier eine schicke Plastikkarte zum Kopieren bekommt - auch diese über den Automaten aufladbar. Selfservice ist überhaupt in vielerlei Hinsicht das bestimmende Prinzip: wenn man Bücher bestellt hat, sieht man im Computer nach, wo sie in den Abholregalen stehen und leiht sie dann selbst über Strichcode-Automaten aus. Die Institutsbibliotheken sind meist so klein, dass man die Literatur selbst in den Regalen sucht und auf die gleiche Weise ausleiht - als Identitätsausweis gilt die Krankenversicherungskarte. Das Highlight ist jedoch, dass man in seiner Stamm-Institutsbibliothek auch außerhalb der Öfffnungszeiten Zugang hat - indem man seinen Studentenausweis, auch eine schicke Plastikkarte, mit einem vierstelligen Code aktivieren lässt. Das bedeutet nicht nur, dass man die Leseräume besuchen kann, sondern auch Bücher entleihen kann, da man dazu ja nur die Automaten benötigt - sei es nun drei Uhr nachts oder Sonntag Nachmittag.
Zieht man auch noch in Betracht, dass zu den Ausleihregalen und etwa in der Literatur- und Sprachwissenschaftsbibliothek freier Zugang herrscht, soll bedeuten, dass man weder Jacken, noch Taschen, noch Getränke,... abgeben oder versperren muss, würde man, nach österreichischen Vorstellungen annehmen, dass Chaos ausbrechen müsste -bei freiem Regalzugang steht kein Buch mehr im richtigen Regal, Bücher werden gestohlen, beschmutzt, und Zugang außerhalb der Öffnungszeiten macht alles nur noch schlimmer... Aber hier dürfte das System sehr gut funktionieren, Vertrauen doch besser sein als Kontrolle. Vor einigen Tagen habe ich in der Fakultätszeitschrift in einem Beitrag zur Bibliothek gelesen, dass der Bücherschwund sehr gering sei und auf jeden Fall tolerierbar -
Es ist also wichtiger, einen freien und angenehmen Zugang zu schaffen, als darauf zu achten, dass kein einziges Buch gestohlen wird.
jeg - 26. Jan, 22:37
Angesichts der Tatsache, dass bestimmt mindestens jeder zweite der vorangehenden Beiträge das Wort "CPR-Nummer" enthält, wäre anzunehmen, dass ich bei Erhalt der Krankenversicherungskarte (auf der die CPR-Nummer vermerkt ist) enthusiastisch reagieren würde. Daher hier also die Erwähnung: Heute ist sie angekommen. Die Post liefert hier also auch samstags.
Auch wenn ich nur etwa 200m Luftlinie vom Meer entfernt wohne, habe ich es heute zum ersten Mal wirklich gesehen. An der Eisenbahnlinie entlang nordwärts führt ein Weg, wenn man den Hafen hinter sich lässt, taucht langsam das freie Wasser auf. Trotz diesig-kaltem Wetters waren viele Jogger und Radfahrer unterwegs, was am gut ausgebauten Wegnetz und der Meer- und Waldkulisse liegen dürfte, die sicher noch besser zur Geltung kommen wird, wenn sie sich von Grau-Braun in Richtung Grün verändert.
Nach einem aufgeschütteten Sandstrand folgt entlang des Weges langsam Kiesstrand, ein schmaler Streifen, da das Land bis dicht zum Wasser bebaut ist.

Tang, Muscheln und leider auch Abfall werden angeschwemmt, der Kiesstrand wird wieder von Sandstrand, diesmal natürlich, abgelöst.
Hölzerne Stege verfallen langsam, vielleicht werden sie im Frühjahr wieder instand gesetzt.
Entlang des Weges, hin und zurück, kommt man im Stadtteil "Risskov" fast ausschließlich an flachen Einfamilienhäusern vorbei, gerne rot, blau, gelb bemalt, durch große Fenster sieht man Wohnzimmer, Arbeitsszimmer nicht nur wie im , sondern aus dem IKEA-Katalog. In einer Gasse liegt ein Teil der Häuser jenseits der Bahngeleise, ganz nahe am Meer, sodass zwischen den Häusern auf der Landinnenseite befahrbare Wege und Pfade zu diesen Häusern führen, jeder einzelne mit einem Warnschild, einem Gatter und Hinweisen zur Benützung des Gatters bestückt:

Das fügt sich sehr schön in das Bild der dänischen Straßenregelung ein, da etwa alle Ampeln hier 24 Stunden in Betrieb sind...
jeg - 24. Jan, 21:07
Die letzten Kurstage sind geschäftig, morgen gibt es Abschlusspräsentationen und Feiern, dann habe ich eine Woche frei, bevor die Uni losgeht - für die Naturwissenschaftler geht die Uni schon nächste Woche los. Von denen, die nächste Woche noch nicht Uni haben, bleiben nur wenige hier - Trips nach Kopenhagen, Barcelona und London sind geplant, weil man von hier aus schnell und einfach hinkommt (nach Barcelona zumindest aus amerikanischer und australischer Sicht). Vielleicht werde ich die Stadt noch intensiver erkunden, spazieren gehen, Kaffee trinken... Ich bin ja schließlich hierher gekommen, weil ich hier sein will und nicht woanders, aber wenn man von all diesen Plänen hört, hat man schon schnell das Gefühl, faul und nicht sehr unternehmungslustig zu sein.
Die letzten Vorträge sind vorbei, gestern hatten wir "Danish Cookery Class", wo wir in Gruppen verschiedene Gerichte zubereiten sollten, was sogar ganz gut funktioniert hat. Aber die typisch dänischen Gerichte wie Remoulade oder (Fisch)Frikadellen sind doch sehr, na ja, reichhaltig, weshalb ich diese Rezepte wohl nicht mehr brauchen werde.
Gestern hat sogar die Sonne gescheint, wenn das der Fall ist, ist es zwar kälter, aber alles sieht sehr idyllisch und touristengerecht aus.
Heute habe ich eine Spezialeinlage geliefert: in einer Stunde Ikea und zurück, mit Einkaufen dazwischen. Habe nämlich meine vor drei Wochen gekaufte Bettwäsche auspacken und verwenden wollen, als ich gemerkt habe, dass ich in der Eile eine fast doppelt so große Bettdecke gekauft habe wie benötigt... Nachdem ich überlegt habe, sie doch zu behalten, bin dann doch schnell mit dem Bus zu Ikea, hab die Bettwäsche dankenswerterweise zurückgeben können, eine neue gekauft und auch noch ein paar andere Dinge im Vorbeihuschen mitgenommen.
Abends habe ich mit Henni und Silja noch eine Powerpointpräsentation für unseren Dänischkurs vorbereitet - wie auch andere Besucher haben sie meine unglaublich große Küche bewundert, aber na ja, wir benutzen sie ja auch zu zehnt und da kann es dann schon wieder eng werden... Auch dass ich in einem fertig eingerichteten Zimmer wohne und nicht bloß Bett-Schreibtisch-Schrank mein eigen nenne, habe ich erklären müssen - es wirkt im Vergleich zu anderen Zimmern, in Wohnheimen oder shared house facilities luxuriös, was aber eben daran liegt, dass es ein zwischenvermietetes Zimmer mit "Dauerbewohnerin" ist.
Noch habe ich keine CPR-Nummer, dafür will irgendeine dänische Behörde wissen, was mein "Hauptkonto" ist - da ich nach Dänemark gezogen bin, wollen sie wissen, welches Konto für Ausbildungsgeld, Gehaltsüberweisungen, etc. als Hauptkonto vermerkt werden soll. Werde also versuchen müssen zu erklären, dass in 5 Monaten schon wieder weg bin und diese Angabe daher für etwas überflüssig halte. Von CIRIUS habe ich auch noch kein Stipendium bekommen, habe mich auf der Uni erkundigt und werde nächste Woche versuchen, das über das universitäre Verrechnungsbüro zu klären.
Morgen noch einmal früh aufstehen und Partypflicht, dann endlich ausschlafen.
jeg - 22. Jan, 21:40
Das Freilichtmuseum "Den Gamle By" ist sehr interessant, es ist wirklich eine kleine Stadt aus lauter alten Häuser, viele von diesen kann man betreten, einzelne Zimmer wurden besonders eingerichtet, es gibt auch Geschäfte. Nur leider sind wir mit einem Besuch im Jänner sehr "off season" gekommen, die meisten Geschäfte haben geschlossen, die Tiere (Kühe, Pferde, Hühner, Katzen,...) sind im Winter nicht hier und generell ist es wohl zu kalt für ein Museum im Freien, weshalb wir alle nach der Führung ins Warme verschwunden sind, ohne uns die Ausstellungen in den Häusern oder die Straßen noch einmal genauer anzusehen.
Dafür habe ich mir heute Beschäftigung ganz anderer Art verschafft: Nachdem ich am Kiosk eine SIM-Karte gekauft habe und versucht habe, sie in mein Handy einzusetzen, ist sie zerfallen. Daher bin ich nach der Führung noch einmal zu dem Kiosk zurück, habe sie gratis umgetauscht bekommen, aber als ich sie eingesetzt habe, ist eingetreten, was ich befürchtet habe: mein bei A1 erworbenes Handy akzeptiert keine fremden SIM-Karten. Nachdem mir weder ein befragter Mitbewohner noch das Internet weiterhelfen konnte, wie und wo ich mein Handy entsperren lassen könnte, habe ich mich entschlossen, ein billiges neues Handy zu kaufen und bin dazu mehr als eine Stunde durch die Innenstadt gelaufen. Aber jetzt funktioniert das Handy tadellos und ich bin, abgesehen von der CPR-Nummer, schon fast vollständig sozialisiert ;)
Um mich heute nicht nur zu ärgern, habe ich zwischen meiner SIM-Karten-Umtausch-Aktion und der Handy-Suche eine Einladung von Maria zum Kaffee angenommen. Sie konnte der Filterkaffeemaschine sehr guten Kaffee entlocken, kann (wie ich) nicht ohne Kaffee leben und hatte zum Kaffee auch noch Kuchen zu Hause... Davon verstehen die Dänen, bisherigen Erfahrungen nach zumindest, wohl nicht so viel, daher bin ich für kaffee-sozialisierte Menschen wie Maria sehr dankbar. Sie wohnt im "basement" eines sehr netten Hauses nicht weit von mir - die übliche Praxis bei von der Uni vermieteten "shared-house-facilities" dürfte es sein, jedes Haus bis auf das letzte Zimmer zu vermieten, was etwas beengte Wohnverhältnisse schafft, aber nicht stört, wenn man sich mit seinen Mitbewohnern versteht.
Ich wünsche eventuellen Lesern, dass das Wetter bei dir/euch anders aussieht: bei mir herrscht Regen und eiskalter Wind, sogar die Dänen beklagen sich, dabei soll der Winter erst kommen...
jeg - 19. Jan, 22:03
Gestern, als Teil des Kulturprogrammes, waren wir im wichtigsten Kunstmuseum, dem 2004 errichteten ARoS - das "o" ist klein geschrieben, sodass man es sowohl als "Aros", der Gründungsname der Wikingerstadt (bedeutet "Mund des Flusses", aka Mündung), und als lat. Ars für Kunst lesen kann. Sehr clever also. Das Museum besteht aus neun Stockwerken, die ältesten Kunstwerke oben und immer moderner nach unten zu, im Kellergeschoß dann 9 Räume für Installationen. Insgesamt sehr schön und sehr spannend. Auf jeder Ebene läuft man über Brücken zwischen den aus zwei Teilen bestehenden Ausstellungsräumen, sodass man nach oben und nach unten Ausblick auf alle Ebenen hat. Ein Blick auf das Treppenhaus im Inneren:

Das wichtigste Ausstellungsstück ist der s.g. "Big Boy", eine Skulptur, die sehr detailliert gestaltet ist und sehr realistisch wirkt - nur dass sie etwa 5 Meter hoch ist!
Sonst derzeit nichts Kulturelles, mein geplanter Waldspaziergang ist aufgrund von Regen, Wind, etc. entfallen. Dafür war ich abends mit Henni auf einen Tee verabredet - als sie mich abgeholt hat, meinte sie, dass ich mit zu ihr kommen könnte, sie wollte gerne "cinnamon rolls" machen. Ihr kanadischer Mitbewohner Ben, dessen Zugang zu Dänemark in etwa als "try and error" bezeichnet werden kann, hatte eine sehr nette kleine Packung Butter kaufen wollen und zu Hause erklärt bekommen, dass er Germ gekauft hat... Deshalb wollte Henni etwas mit dieser Germ machen, nämlich "Kanelbullar" - eine finnische Nachspeise, von den Schweden übernommen (ich möchte wetten, die Schweden behaupten das Gegenteil). International haben wir uns jedenfalls auf die Bezeichnungen "Zimtschnecken" und "cinnamon rolls" zu einigen versucht. Ben hat geholfen und eine sehr gute Himbeersauce dazu gemacht, Maria ist auch vorbei gekommen. und ebenso Lenka, eine weitere von Hennis Mitbewohnerinnen, die schon ein Semester hier ist. Sie hat Maria und mir erklärt, dass wir uns nicht so anstellen sollten, weil wir unisono gemeint haben, wenn wir uns ein Fahrrad zulegen, dann sicher nicht jetzt, wo es regnet, stürmt und schneit... Ihrer und der hier verbreiteten Meinung nach soll man sich einfach ein Fahrrad zulegen, man wird sich schnell an das Rad fahren in solchen Bedingungen gewöhnen. Maria, die vom heimatlichen italienischen Wetter noch mehr verwöhnt ist als ich, hat dann am Heimweg zu mir gemeint, dass sie wohl trotzdem noch bis zum Frühjahr warten wird. Ich auch, denke ich - vor allem, da ich die gute Ausrede habe, dass ziemlich alles in Gehdistanz ist.
Werde bald schlafen gehen, morgen steht das Freiluftmuseum "Den Gamle By" auf dem Plan. Es soll aber den ganzen Tag weiter stürmen und regnen, also werden wir wohl eine weitere Übungsstunde in Sachen dänisches Wetter bekommen.
jeg - 18. Jan, 23:18
Jeden Vormittag Sprachkurs zu haben macht von Tag zu Tag müder und Kantinenkaffee wird mit der Zeit auch nicht besser. Aber es geht alles so, daher jammern wir gemeinsam. Oder fehlen vom Sprachkurs. Oder machen Pläne für das Wochenenende, wie zu einem Konzert oder ins Studenterhus, ein Lokal von und für Studenten, zu gehen. Oder in den Social Club, wo zwischen 23 und 24 Uhr Alkohol gratis ausgeschenkt wird - weshalb er bei Austausch-Studenten sehr beliebt ist. Noch nicht begonnen haben die "Freitagsbars", die jeden Freitag Nachmittag unter dem Semester stattfinden sollen - an jedem Uni-Institut schenken Studenten am Freitag Nachmittag zu günstigen Preisen Bier aus, auch Lokale in der Innenstadt haben extra Angebote ab 14 oder 15 Uhr, Motto z.B. "Get your hangover started". Die meisten Nicht-Dänen sind vorläufig noch skeptisch angesichts dieses Angebots, wir werden sehen, wie sich das über das Semester hinweg entwickelt.
Vereinzelte praktische Dinge habe ich versucht, in den letzten Tagen zu erledigen: Ich habe meine CPR-Nummer beantragt, es wird ungefähr eine Woche dauern, bis ich die Daten per Post bekomme, und noch eine Woche, bis die Krankenversicherungskarte bekomme. Gleichzeitig mit der Beantragung einer CPR-Nummer muss man einen lokalen Arzt als seinen Hausarzt wählen, dieser wird auch auf der Krankenversicherungkarte vermerkt.
Zudem hatte meine Mentorin heute endlich Zeit zu einem Treffen, gemeinsam mit Maiju aus meinem Dänisch-Kurs habe ich mich mit ihr auf einen Tee getroffen. Da es erst ihr erstes Semester in Aarhus war und die Unterschiede im Studium zwischen Russland (woher sie kommt) und Dänemark sehr groß sind, ist sie jetzt sehr gestresst, was die Prüfungen betrifft und hat daher eigentlich keine Zeit. Aber sie hat uns die Institutsbibliothek und die Unihauptbibliothek gezeigt und ein wenig erklärt, wie man Bücher ausleihen, bestellen und wo und wie man kopieren kann - überall verschiedene Systeme, alle Code-gesichert, ich muss daher noch auf meine CPR-Nummer warten und dann erkunden, ob ich mit allen Systemen zurechtkomme.
Erfreulich ist, dass ich mich mittlerweile für meine Kurse angemeldet habe - indem ich der Sekretärin geschrieben habe, die mich eingetragen hat, wenn ich noch Fragen dazu habe, soll ich mich bei ihr melden. Ich habe auch vorsichtig angefragt, ob ich vielleicht einen Kurs am Institute for Aesthetic Studies machen darf, da das näher an meinem Hauptstudium ist - Antwortmail am nächsten Tag: sicher, kein Problem, die Sekretärin dort hat mich schon auf die Liste geschrieben, weitere Infos finde ich dort und dort. Ich bin jedes Mal wieder überrascht, wie nett und zuvorkommend hier alle sind und wie schnell und einfach sich solche Dinge erledigen lassen.
Mein Dänisch entwickelt sich indessen langsam - da wir in den Stunden fast nur sprechen, höre ich immer noch viel Schwedisch, und meine Schreibkompetenz hat sich nicht verbessert. Dafür fallen mir manchmal dänische Begriffe leichter und schneller ein als englische, weshalb ich mich konzentrieren muss, wenn ich mit den anderen Austauschstudenten rede, manchmal stocke ich mitten im Satz und muss erst das englische Wort suchen...
Morgen Vormittag findet noch eine Exkursion ins ARoS Museum statt, abgesehen davon habe ich jetzt Wochenenende.
God Weekend!
jeg - 16. Jan, 15:58
Dänisch-Kurs, Lectures und vor allem ERASMUS-Parties machen müde... Gestern gab es eine Bustour in die Umgebung von Aarhus, unter anderem wurde der Hafen mit dem geplanten Bauprojekt vorgestellt, das quasi ein neues Stadtviertel werden soll, mit unterschiedlichsten spektakulären Gebäuden. In Moesgaard einige Kilometer südlich von Aarhus haben wir eine schnelle Tour durch ein Museum gemacht, das unter anderem den Grauballe-Mann beherbergt, eine sehr gut erhaltene Moorleiche aus 300 vor Christus.
Sonst - Paket angekommen, durch die halbe Stadt geschleppt (so hat es sich zumindest angefühlt), die Sachen meiner Vermieterin noch ein wenig verräumt, schon wieder eingekauft, Aufenthaltsgenehmigung bekommen, das heißt, dass ich morgen meine Sozialversicherungsnummer, CPR-Nummer, beantragen kann.
jeg - 14. Jan, 19:29
Nein, ich erlebe nicht jeden Tag etwas Erzählenswertes, aber da ich noch drei Arbeiten schreiben sollte, die ich nach Wien schicken muss, widme ich mich ganz gerne diesen Einträgen.
Heute wurde uns das Rathaus gezeigt und einiges über Verwaltung, Aufgaben, etc. der dänischen Gemeinden erzählt. Als besonders wichtig erachtet werden neben Umweltschutz Kinder- und Jugendarbeit sowie die Fürsorge für ältere Menschen. Ab dem Alter von etwa einem Jahr bekommt hier jeder einen Platz in der Krabbelstube und in der Folge im Kindergarten - am anderen Ende steht ein sehr engmaschiges Netz für Heimpflege oder Altenheime, die öffentlich betrieben werden. Bezahlt wird dieses System mit sehr hohen Steuersätzen, bis zu 60 Prozent, dafür sind auch die sozialen Unterschiede geringer.
Das Rathaus ist ein von außen sehr unscheinbares Gebäude aus den 1940ern, von zwei dänischen Architekten unter dem Gedanken der Gleichheit und Demokratie gestaltet - möglichst schlicht und funktionell, ohne Ornamente, auch offen - so befinden sich die Zugänge zu den Büros auf Galerien im Inneren des Hauses, es gibt großzügige Dachfenster... Der Versuch, ein möglichst demokratisches Gebäude zu schaffen, führte so weit, dass ursprünglich kein Turm geplant war, der bei dänischen Rathäusern offenbar üblich ist - doch schlussendlich wurde einer hinzugefügt.
Das Gebäude ist in seiner Schlichtheit und seinem ganz eigenen Design - Lampen, Uhren, Aschenbecher, Stühle,... wurden von Designern entworfen - interessant, aber auf immer gleichen Gängen fühlt man sich auch etwas unbehaglich und an Filme über Überwachungsstaaten oder Gefängnisse erinnert.
Nur drei kleine Beispiele:

Zu sehen sind: der Eingangsbereich, einer der Gänge mit Blick nach oben und als Detail eine der designten Lampen.
Abgesehen davon habe ich heute auch das erste Mal gewaschen, was mit Waschmünzen und dänischer Maschinenbeschriftung anfangs komplizierter wirkte, als es dann war. Ich merke übrigens schon, dass es mir ganz gut tut, unter Dänen zu wohnen, weil ich so eher dazu gezwungen bin, auch im Alltag ein wenig Dänisch zu sprechen, was zwar noch sehr zögerlich geht, aber seit dem gestrigen gemeinsamen Essen merklich besser. Auf jeden Fall ist es sehr gut für meine Aussprache, Dänisch zu hören, das merke ich auch im Dänischkurs, wo mir das Sprechen schon leichter fällt.
Heute war ich, seit ich hier bin, zum dritten Mal bei TIGER, das Angebot wechselt ständig. So habe ich es heute auch endlich geschafft, eine Teekanne zu finden, nachdem ich bisher vergeblich nach einer billigen gesucht habe - skandinavische Designerstücke hätte ich überall haben können ;)
Nun denn. Bis bald.
jeg - 12. Jan, 19:44