1. Drittel
Kräftiger Wind sorgt für eine dramatisch aufgewühlte Ostsee mit Gischt und Wellen, die über den Strand rollen. Im Wald zeigen erste Bärlauchblätter und Schneeglöckchenstängel, dass Hoffnung auf Frühling besteht. Jogger und Spaziergänger erinnern einen daran, dass man mehr Zeit an der frischen Luft verbringen sollte.
Das erste Drittel meines Auslandssemester ist schon wieder vorbei, in den Kursen ist viel zu lesen, ich kann mich nicht erinnern, schon einmal so viele Notizen gemacht zu haben. An den freundlichen, herzlichen Umgang im Uni-Umfeld habe ich mich schon sehr gewöhnt, aber man kann mich auch noch überraschen: Gestern habe ich an der Kreuzung gegenüber dem Unicampus darauf gewartet, dass es grün wird, mit Kopfhörern und lauter Musik habe ich von dem Verkehr um mich kaum etwas mitbekommen. Da tippt mir jemand auf die Schulter, Susan, eine meiner Professorinnen, ebenfalls Kopfhörer in den Ohren, lächelt, begrüßt mich, fragt mich, wie es mir so geht, ob ich denn viel zu tun habe.
Noch nicht gewöhnt, noch immer nicht, habe ich mich an die Währung, wenn ich mein Stipendium ausgezahlt bekomme und Geldscheine in der Hand halte, auf denen 1000 steht, denke ich, dass ich noch nie so viel Geld in der Hand hatte und habe ein ungutes Gefühl auf dem Heimweg, auch wenn ich irgendwo im Hinterkopf weiß, dass das "nur" 140 Euros sind. Da geht es mir nicht anders als Kanadiern und US-Amerikanern, die automatisch denken, dass etwas mit zweistelligem Preis teuer sein muss und nicht glauben können, dass sie 30 für ein Sandwich bezahlen sollen - bis man sich daran erinnert, wie viel das in der eigenen Währung wäre.
Kopenhagen war, bei meinem zweiten Besuch, doch anders als ich es in Erinnerung hatte. Ich kannte die Geschäfte und einige Straßennamen, da es die gleichen wie in Aarhus sind, auch die Haupteinkaufstraße heißt gleich (Ströget - Der Strich) und das größte Kaufhaus heißt in beiden Städten "Magasin". Architektur und Menschen ähneln einander auch so sehr, dass ich das Gefühl hatte, in einem zwei bis drei Mal größeren Aarhus zu sein, was ja im Grunde auch der Fall war. Nur die Sehenswürdigkeiten sind andere, wobei die berühmte Meerjungfrau, ganz weit draußen an der Hafenpromenade, viele andere aus der Gruppe und auch mich selbst etwas enttäuscht hat: Es ist eben doch nur eine lebensgroße Bronzefigur auf einem Stein.
Kafka auf Dänisch ist sehr sehenswert - "Das Schloss" wurde um mühsame Redundanzen gekürzt und der im Roman angedeutete Humor im Stück deutlich hervorgestrichen, wer also Kafka als mühsam, langweilig, trostlos, traurig, empfindet, dem würde diese Version doch einen anderen Zugang zeigen. Auch die Idee, dem Stück einen Schluss zu geben, im Gegensatz zum offenen Ende des Romans, ist sehr gut (für Interessierte: am Ende erzählt der Wirt des Gasthauses dem Landvermesser Kafkas Parabel "Vor dem Gesetz" - ein sehr origineller Einfall, finde ich, da es ja auch in gewisser Weise Kafkas Werk treu bleibt).
Auf der Liste der zu erledigenden Dinge steht für diese Woche noch:
- Kaffeehaus
-Konzerte (in einem Fall vielleicht sogar kombiniert)
- Secondhandbazar samstags
(und, versteckt, Jane Eyre lesen u.ä.)
Jeg haaber, I har det godt.
Ich hoffe, es geht euch gut.
Das erste Drittel meines Auslandssemester ist schon wieder vorbei, in den Kursen ist viel zu lesen, ich kann mich nicht erinnern, schon einmal so viele Notizen gemacht zu haben. An den freundlichen, herzlichen Umgang im Uni-Umfeld habe ich mich schon sehr gewöhnt, aber man kann mich auch noch überraschen: Gestern habe ich an der Kreuzung gegenüber dem Unicampus darauf gewartet, dass es grün wird, mit Kopfhörern und lauter Musik habe ich von dem Verkehr um mich kaum etwas mitbekommen. Da tippt mir jemand auf die Schulter, Susan, eine meiner Professorinnen, ebenfalls Kopfhörer in den Ohren, lächelt, begrüßt mich, fragt mich, wie es mir so geht, ob ich denn viel zu tun habe.
Noch nicht gewöhnt, noch immer nicht, habe ich mich an die Währung, wenn ich mein Stipendium ausgezahlt bekomme und Geldscheine in der Hand halte, auf denen 1000 steht, denke ich, dass ich noch nie so viel Geld in der Hand hatte und habe ein ungutes Gefühl auf dem Heimweg, auch wenn ich irgendwo im Hinterkopf weiß, dass das "nur" 140 Euros sind. Da geht es mir nicht anders als Kanadiern und US-Amerikanern, die automatisch denken, dass etwas mit zweistelligem Preis teuer sein muss und nicht glauben können, dass sie 30 für ein Sandwich bezahlen sollen - bis man sich daran erinnert, wie viel das in der eigenen Währung wäre.
Kopenhagen war, bei meinem zweiten Besuch, doch anders als ich es in Erinnerung hatte. Ich kannte die Geschäfte und einige Straßennamen, da es die gleichen wie in Aarhus sind, auch die Haupteinkaufstraße heißt gleich (Ströget - Der Strich) und das größte Kaufhaus heißt in beiden Städten "Magasin". Architektur und Menschen ähneln einander auch so sehr, dass ich das Gefühl hatte, in einem zwei bis drei Mal größeren Aarhus zu sein, was ja im Grunde auch der Fall war. Nur die Sehenswürdigkeiten sind andere, wobei die berühmte Meerjungfrau, ganz weit draußen an der Hafenpromenade, viele andere aus der Gruppe und auch mich selbst etwas enttäuscht hat: Es ist eben doch nur eine lebensgroße Bronzefigur auf einem Stein.
Kafka auf Dänisch ist sehr sehenswert - "Das Schloss" wurde um mühsame Redundanzen gekürzt und der im Roman angedeutete Humor im Stück deutlich hervorgestrichen, wer also Kafka als mühsam, langweilig, trostlos, traurig, empfindet, dem würde diese Version doch einen anderen Zugang zeigen. Auch die Idee, dem Stück einen Schluss zu geben, im Gegensatz zum offenen Ende des Romans, ist sehr gut (für Interessierte: am Ende erzählt der Wirt des Gasthauses dem Landvermesser Kafkas Parabel "Vor dem Gesetz" - ein sehr origineller Einfall, finde ich, da es ja auch in gewisser Weise Kafkas Werk treu bleibt).
Auf der Liste der zu erledigenden Dinge steht für diese Woche noch:
- Kaffeehaus
-Konzerte (in einem Fall vielleicht sogar kombiniert)
- Secondhandbazar samstags
(und, versteckt, Jane Eyre lesen u.ä.)
Jeg haaber, I har det godt.
Ich hoffe, es geht euch gut.
jeg - 4. Mär, 17:35