Montag, 26. Januar 2009

"Im Schloss"

Aus aktuellem Anlass heute einige Beoachtungen Geldangelegenheiten und Bibliotheksadministration. Da mir durchaus bewusst ist, dass das keine besonders spannenden oder nicht für alle interessanten Themen sind, kann dieser Eintrag auch gerne übersprungen werden.

Auch wenn man über Geld nicht sprechen soll: Nachdem ich mich am Beginn des letzten Jahres bei der dänischen Bildungsagentur CIRIUS für ein Stipendium für meinen Dänemark-Aufenthalt beworben habe, habe ich ein Zertifikat erhalten, dass mir ab 1.1. 2009 monatliche Zahlungen zusichert. Da ich bei der Bewerbung auch Kontodaten angeben musste, habe ich angenommen, dass Geld würde automatisch überwiesen. Doch seit ich hier bin, habe ich alle paar Tage meinen Kontostand überprüft und nichts gefunden. Daher bin ich letzte Woche dezent nervös geworden, habe im Internationalen Sekretariat um Rat gefragt und bin an das "Account Office" verwiesen worden. Heute, mit Zertifikat, Uni-Acceptance-Letter, Pass, eben allem, was man von mir verlangen könnte, um mich auszuweisen, bewaffnet, habe ich, etwas abgelegen vom Campus, das Account Office gesucht. Bin dort bei der Tür hereingekommen, zu einem Infoschalter, habe mein Zertifikat vorgewiesen und umständlich versucht zu erklären, wer ich bin, was ich will. Die freundliche Dame am Info-Schalter hat daraufhin einen Stapel mit CIRIUS-Anmeldungen unter ihrem Tisch hervorgeholt, mich einen Empfangszettel unterschreiben lassen und mir Bargeld in die Hand gezählt. Auf meine verwirrte Nachfrage, warum sie denn meine Kontodaten gebraucht hätten, wie das in Zukunft funktionieren würde,... Habe ich erfahren, dass ich aus irgendeinem Grund nicht verständigt wurde, da dies das übliche Prozedere ist, da die Bankgebühren - inner-EU aber verschiedene Währungen - so hoch sind und sie mir nichts von meinem Geld vorenthalten wollen. Da ich noch keinen guten Grund erkannt habe, warum ich ein dänisches Konto eröffnen sollte, werde ich nun also jeden Monat zum Account Office laufen, mich unwohl fühlen, weil ich so viel Geld mit mir herumtrage und es dann, hm, an einem sicheren Ort verwahren?

Im Verlauf des Tages habe ich auch versucht, mich in der Uni-Hauptbibliothek und den für mich zuständigen Institutsbibliotheken zurecht zu finden und einige Unterschiede zu Wien entdeckt. Ausdrucken kann man hier über ein Konto, dass man am Automaten mit Bargeld auffüllt - in der Bibliothek stehen Computer zur Verfügung, von denen man Daten an die Drucker verschickt, wo man dann nach Eingabe des Codes auswählen kann, was man drucken oder kopieren will. In den Institutsbibliotheken funktioniert es ähnlich, nur dass man hier eine schicke Plastikkarte zum Kopieren bekommt - auch diese über den Automaten aufladbar. Selfservice ist überhaupt in vielerlei Hinsicht das bestimmende Prinzip: wenn man Bücher bestellt hat, sieht man im Computer nach, wo sie in den Abholregalen stehen und leiht sie dann selbst über Strichcode-Automaten aus. Die Institutsbibliotheken sind meist so klein, dass man die Literatur selbst in den Regalen sucht und auf die gleiche Weise ausleiht - als Identitätsausweis gilt die Krankenversicherungskarte. Das Highlight ist jedoch, dass man in seiner Stamm-Institutsbibliothek auch außerhalb der Öfffnungszeiten Zugang hat - indem man seinen Studentenausweis, auch eine schicke Plastikkarte, mit einem vierstelligen Code aktivieren lässt. Das bedeutet nicht nur, dass man die Leseräume besuchen kann, sondern auch Bücher entleihen kann, da man dazu ja nur die Automaten benötigt - sei es nun drei Uhr nachts oder Sonntag Nachmittag.
Zieht man auch noch in Betracht, dass zu den Ausleihregalen und etwa in der Literatur- und Sprachwissenschaftsbibliothek freier Zugang herrscht, soll bedeuten, dass man weder Jacken, noch Taschen, noch Getränke,... abgeben oder versperren muss, würde man, nach österreichischen Vorstellungen annehmen, dass Chaos ausbrechen müsste -bei freiem Regalzugang steht kein Buch mehr im richtigen Regal, Bücher werden gestohlen, beschmutzt, und Zugang außerhalb der Öffnungszeiten macht alles nur noch schlimmer... Aber hier dürfte das System sehr gut funktionieren, Vertrauen doch besser sein als Kontrolle. Vor einigen Tagen habe ich in der Fakultätszeitschrift in einem Beitrag zur Bibliothek gelesen, dass der Bücherschwund sehr gering sei und auf jeden Fall tolerierbar -
Es ist also wichtiger, einen freien und angenehmen Zugang zu schaffen, als darauf zu achten, dass kein einziges Buch gestohlen wird.

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